Der letzte Abend
Dort stehst du und lachst mit deinen Freunden.
Dieses samtrote Kleid ist wie für dich gemacht.
Deine Haare fallen dir in sanften Locken über die Schultern.
Du siehst wieder einmal wunderschön aus.
Heute ist dein letzter Abend in diesem Schloss.
Du wirst deinen Abschluss bekommen und morgen früh von Hogwarts gehen.
Der letzte Abend, an dem ich dich sehen kann.
Jeder hatte das Vergnügen, mit dir zu tanzen.
Am meisten deine beiden besten Freunde.
Ja, ich gebe es zu.
Ich bin eifersüchtig auf die beiden.
Du würdest dir den Bauch halten vor lachen, wenn du es wüsstest, aber es ist leider so.
Weil sie dürfen in deiner Nähe sein, dich ohne Bedenken berühren, können mit dir tanzen.
Aber ich nicht.
Ich werde es auch nie.
Du bist nicht für mich bestimmt.
Aber würde ein letzter Tanz schaden?
Nein, nicht wirklich.
Aber ich werde es trotzdem nicht tun.
Es würde alles nur noch schlimmer machen.
Plötzlich hallt dein Lachen an meine Ohren.
Irgendetwas in mir zieht sich dabei schmerzlich zusammen.
Du quietschst vor Vergnügen, als dich dieser Halbriese namens Hagrid durch den Saal wirbelt.
Deine Augen leuchten, als er dich wieder absetzt.
Als du dich wieder deinen Freunden zuwendest, entdeckst du mich.
Ein Lächeln huscht über dein Gesicht.
Ich will es erwidern, aber ich kann nicht.
Deine Augen fesseln mich, halten mich gefangen.
Die Zeit scheint still zu stehen.
Unbewusst nehme ich wahr, dass Potter auf dich zukommt.
Doch du beachtest ihn nicht.
Er spricht dich an, stupst dich leicht, um deine Aufmerksamkeit zu erlangen.
Du schliesst kurz die Augen, dann wendest du dich ihm zu.
Ich nutze diesen Moment und verschwinde aus der Halle.
Ich halte es nicht mehr länger aus.
Eilig schreite ich durch die Gänge.
Keiner begegnet mir, alle sind sie in der grossen Halle.
Vergnügen sich, tanzen und geniessen einfach diesen Abend.
Aber ich konnte diese Abende noch nie leiden!
Dieser macht es mir jedoch besonders schwer.
Es ist deine Anwesenheit, die ich nicht ertragen kann.
Das Wissen, dass du nicht bei mir sein wirst.
Endlich habe ich mein Ziel erreicht.
Der Astronomieturm.
Ich schreite zur Brüstung, lehne mich dagegen und blicke in den Himmel.
Wie oft stehe ich hier und denke nach.
Über mein Leben, aber noch mehr über dich.
An die vielen Momente, in denen du mich mit deinen Fragen zur Weissglut getrieben hast.
Aber auch an die, in denen ich meinen Stolz und mein Lob an dich unterdrücken musste.
Weißt du eigentlich, dass du der Lichtblick in dieser Horde von Dummköpfen gewesen bist?
Wie auch? Ich habe es dir ja nie gezeigt!
Ich durfte nicht!
"Ich geniesse die Einsamkeit.", rede ich mir ein.
Doch es fehlt irgendetwas.
Aber du wirst mir hier nie Gesellschaft leisten.
Ein trauriges Seufzen entrinnt mir und ich schliesse dir Augen.
Ich höre ein Geräusch an der Tür.
Albus muss mir gefolgt sein.
Aber ich drehe mich nicht herum.
Ich will jetzt nicht darüber reden, warum ich den Ball verlassen habe.
Die Person hinter mir bewegt sich etwas.
Plötzlich vernehme ich eine zögerliche Stimme und wirble herum.
Da stehst du und nicht Albus!
Deine Augen auf mich gerichtet und ein scheues Lächeln auf den wundervollen Lippen.
"Warum sind Sie nicht auf dem Fest? Es ist schliesslich Ihr letztes! ", frage ich dich.
Meine Stimme klingt harsch und reserviert, eigentlich wie immer.
Bist du mir etwa gefolgt?
Warum?
Es ist dein letztes Fest in diesem Schloss, du solltest es nicht mit mir verbringen.
Du kommst auf mich zu, stellst dich neben mich und blickst hinauf in den Himmel.
So, wie ich es bis vorhin getan habe.
Lange Zeit sagt keiner von uns etwas.
"Es ist mir egal.", sagst du schlicht.
Ich werfe dir einen fragenden Blick zu.
"Jeder liebt das Abschlussfest.", stelle ich dann fest.
Du seufzt und siehst mich an.
Ich erwidere diesen Blick, aber es kostet mich Überwindung.
Immer noch warte ich auf deine Antwort.
Kurz schliesst du deine Augen, atmest tief durch.
"Ich kann nicht gehen, bevor ich das nicht getan habe.", flüsterst du und ein kleines Lächeln erscheint in deinem Gesicht, aber du siehst mich nicht an.
Dann überbrückst du das letzte Stück Abstand zwischen uns.
Ich bin wie erstarrt.
Was willst du von mir?
Habe ich nicht schon genug gelitten?
Dein Duft schlägt mir in die Nase.
Du riechst so wunderbar.
Dann stellst du dich auf die Zehenspitzen und hauchst einen Kuss auf meine Lippen.
Doch dieser Moment ist so schnell vorbei, dass ich zu keiner Reaktion fähig bin.
"Ich liebe Sie!", höre ich dich noch flüstern, dann hast du dich umgedreht und von mir entfernt.
Ich kann nicht anders...
"Hermine...?"
Meine Stimme klingt seltsam leise, doch du bist stehen geblieben, drehst dich zu mir um.
Tränen sind in deinen Augen.
Weinst du etwa um mich?
Langsam bahnen sie sich ihren Weg über dein wunderschönes Gesicht, fallen auf dein Kleid und hinterlassen dort kleine nasse Flecken.
"Ist das wahr?", frage ich mit rauer Stimme.
Verzeih mir diese Frage, aber ich konnte nicht anders.
Ich muss es einfach wissen.
Du schliesst für einen Moment die Augen, dann nickst du schwach.
Dieses Mal bin ich es, der den Abstand überbrückt.
Sachte nehme ich dein Gesicht in meine Hände.
Streiche mit meinen Daumen deine Tränen weg.
Du hebst deinen Blick, siehst mich an.
Ich kann in deine Augen das Erstaunen lesen, aber ich sehe auch die Wärme, die mich umfängt.
Es ist wirklich wahr...
"Hermine, ich liebe dich..."
Es ist nur ein Flüstern, aber ich weiss, dass du es verstanden hast.
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Ich möchte aber an dieser Stelle ganz klar festhalten, dass ich mit dieser Geschichte kein Geld verdiene!
Alle hier verwendeten Figuren sind Eigentum von J.K.Rowling.
Ich habe mir nur die Freiheit genommen, mit meinen eigenen Ideen etwas anderes zu gestalten. :)
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