Du bist frei, wilder Freund.

 

Zärtlich streicht der Wind über dein Fell.

Lockend.

 

Dein Kopf ist erhoben.

Wachsam.

Deine Augen auf mich gerichtet.

 

Du bist frei, wilder Freund.

 

Ruckartig wirfst du deine Mähne hin und her.

Ich bewege mich nicht.

Betrachte dich weiter.

Warnend stampft dein Huf auf dem Boden auf.

 

Du bist frei, wilder Freund.

 

Zögerlich machst du ein paar wenige Schritte auf mich zu.

Wachsam.

Bereit zur Flucht.

Und doch neugierig.

 

Du bist frei, wilder Freund.

 

Ich wage keine Bewegung.

Dein Schritt ist stolz.

Dicht vor mir bleibst du stehen.

Unsere Blicke treffen sich.

Dann schlägst du die Augen nieder.

 

Du bist frei, wilder Freund.

 

Noch immer stehe ich still.

Betrachte dich.

Spüre deine Lippen tastend über meine Haut fahren.

Dein warmer Atem auf meiner Haut.

 

Du kitzelst mich.

Ich kann das Lachen nicht aufhalten.

Erschreckt weichst du ein paar Schritte zurück.

Doch deine Neugier siegt.

 

Du bist frei, wilder Freund.

 

Du berührst mich erneut.

Atmest meinen Duft.

Wachsam und doch bestimmt.

Unsere Augen treffen sich wieder.

 

Deine Nase berührt meine Handfläche.

Samtweiche Haut.

Deine Ohren spielen im Wind.

 

Du bist frei, wilder Freund.

 

Du gibst mir einen leichten Stoss.

Ist das eine Aufforderung, mit dir zu laufen?

 

Ich schüttle bedauernd den Kopf.

Du bist zu schnell für mich.

 

Du bist frei, wilder Freund.

 

Als hättest du mich verstanden, drehst du dich um.

Stolz tragen dich deine Schritte hinfort.

Du verschwindest immer mehr aus meinem Blickfeld.

Schliesslich kann ich dich nicht mehr sehen.

Die Magie des Moments ist vorbei.

Aber der Wind trägt dein lockendes Wiehern zu mir.

 

Du bist frei, wilder Freund.

 

Danke für die Begegnung mit dir.

Danke für diesen besonderen Augenblick.

 

 

 

 

 

November 2012

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