Der Trolleybus


Die erste Röte des Morgens umspielt den Horizont.
Zaghaft zwitschern die ersten Vögel.
Ganz leicht rascheln die Blätter der Bäume im Wind.
Ruhe.


Meine Augen sind geschlossen.
Ich geniesse diesen kurzen Moment des Friedens.

 

Ein leises Klicken lässt mich lächeln.
Dieses Geräusch ist vertraut.

 

Es wird nicht mehr lange dauern.

 

Meine Augen sind immer noch geschlossen.
Ein leises Surren durchbricht die Stille.

 

Nur noch wenige Sekunden.

 

Die Leitungen schwanken leicht.
Das Surren wird lauter.
Meine Augen öffnen sich.

 

Er kommt.

 

Ich kann ihn sehen.
Präzise genau nimmt er die letzte Kurve.
Gelb-weiss leuchtet er mir entgegen.

 

Er ist da.

 

Manchmal, wenn die Fantasie mitspielt, hat es den Anschein, als würde er mich anlachen.
Ein lachender Bus...
Welch Gedankenspiel!

 

Wie kommt man auf die Idee, so ein fahrendes Gefährt zu mögen?
Ich weiss es nicht.


Er vermittelt etwas Vertrautes.
Er gehört hierher.
Und er wirkt so fröhlich.
So einladend.

 

Er ist doch nur ein Trolleybus.
Nicht ganz.
Er ist etwas Besonderes.

 

Und ich mag ihn.

 


 

Februar 2007


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Kommentare: 1
  • #1

    A (Donnerstag, 28 Februar 2019 14:30)

    Ich bin Deutschlehrerin in England und habe dieses Gedicht fuer einen 70-jaehrigen Studenten benutzt, der Trolleybusse und Literatur liebt und davon total begeistert war. Einfach grossartig. Vielen Dank!